Selig sind die Toten

Sachsen trauert: Vor wenigen Tagen sind KMD i.R. Christian Drechsler und LKMD i.R. Gerald Stier, beide im Alter von 82 Jahren, heimgegangen. Wir erinnern an zwei prägende Kirchenmusiker.

Selig sind die Toten

Sachsen trauert: Vor wenigen Tagen sind KMD i.R. Christian Drechsler und LKMD i.R. Gerald Stier, beide im Alter von 82 Jahren, heimgegangen. Wir erinnern an zwei prägende Kirchenmusiker.

Am Sonntag, den 27. März 2022 verstarb KMD i.R. Christian Drechsler nach schwerer Krankheit. Er war von 1992 bis 1998 Landesobmann des Kirchenchorwerkes in Sachsen. Eine große Gemeinde nahm am 4. April in seinem Heimatort Oberwiesenthal von ihm Abschied.

„Sing, bet und geh …“, so lautet der Titel des Chorbuches mit Sätzen für gemischten Chor, welches das Sächsische Kirchenchorwerk für den 27. Deutschen Evangelischen Kirchentag in Leipzig 1997 herausgegeben hat. Verantwortlich dafür war Christian Drechsler, Kantor und Kirchenmusikdirektor in Annaberg-Buchholz und gleichzeitig Landesobmann des Kirchenchorwerkes der Ev.-Luth. Landeskirche Sachsens. „Sing, bet und geh auf Gottes Wegen“ könnte auch über dem Leben von Christian Drechsler stehen. Zum Singen einladen – zuerst die Kinder in der Kurrende, später die Jugendlichen in der Jugendkantorei, die Erwachsenen im Chor, mit Jung und Alt zu Singwochen zu singen – das war seine Berufung. Christian Drechsler stammte aus einer Lehrerfamilie. Ursprünglich wollte er auch Lehrer werden, musste aber aus politischen Gründen die Ausbildung dazu verlassen. Er entschloss sich, in Dresden Kirchenmusik zu studieren. Als Student war er Assistent von Christoph Albrecht, später Kantorkatechet in Groitzsch und Olbernhau, bevor er 1977 an die St. Annenkirche in Annaberg-Buchholz wechselte.

Das Singen in der Kirche war für ihn immer Gebet, Lobpreis des dreieinigen Gottes, Gottesdienst im wörtlichen Sinn, konsequent auf den Lauf des Kirchenjahres ausgerichtet. Der Gemeindegottesdienst war für ihn das Zentrum der kirchenmusikalischen Arbeit, in den selbstverständlich alle musikalischen Gruppen der Kirchgemeinde, besonders auch die Kurrende, regelmäßig einbezogen wurden und dort eine geistliche Heimat fanden. Auch die wöchentlichen Sommermusiken in der St. Annenkirche wurden liturgisch mit Lesung und Gebet gestaltet. Christian Drechsler praktizierte seinen Dienst in einer persönlichen tiefen geistlichen Ausrichtung. Diese wurde besonders dann deutlich, wenn er den Sängerinnen und Sängern den geistlichen Hintergrund der zu interpretierenden Werke erschloss. Selbst schöpfte er Kraft beim Singen in der „meißner kantorei 1961“ und nahm Impulse für die eigene Arbeit im Erarbeiten von zeitgenössischen Werken mit.

Unterwegs war Christian Drechsler auf vielen Wegen: als Fachberater und Kirchenmusikdirektor im Kirchenbezirk oder als Landesobmann des Kirchenchorwerkes in der Landeskirche. Hier bewirkte er vor allem eine Neuausrichtung des Kirchenchorwerkes nach den Jahren der Wende und eine Einbindung des Werkes in den Sächsischen Musikrat. Viele Wege waren zu gehen für die Anschaffung der Altarorgel oder beim Ringen um die große Restaurierung der Walcker-Orgel in der St. Annenkirche in Annaberg. Mit großem Engagement begleitete er die Gründung des Evangelischen Gymnasiums Erzgebirge, der jetzigen Evangelischen SchulGemeinschaft Erzgebirge (EGE) in Annaberg-Buchholz. Unterwegs war er auf Konzertreisen oder in der Ausbildung zahlreicher Orgelschüler. Ein besonderer Schwerpunkt war die langjährige Singwochenarbeit in der Landeskirche, in der er bis weit in den Ruhestand tätig war und die Generationen von Sängerinnen und Sängern geprägt hat. Seine geradlinige Art und seine starke Persönlichkeit weckten Respekt. Seine musikalischen und pädagogischen Gaben stellte er in den Dienst der musica sacra.

Jetzt hat sein Weg nach schwerer Krankheit das Ziel erreicht. Voller Dankbarkeit nehmen wir Abschied und wissen ihn in Gottes Frieden geborgen.

Sing, bet und geh auf Gottes Wegen, verricht das Deine nur getreu
und trau des Himmels reichen Segen, so wird er bei dir werden neu.
Denn welcher seine Zuversicht auf Gott setzt, den verlässt er nicht.
Georg Neumark, EG 369, 7

Ekkehard Hübler

 


 

Selig sind die Toten, die in dem Herrn sterben. Sie ruhen von ihrer Arbeit, denn ihre Werke folgen ihnen nach.
Offb. 14,13

Mit diesen Worten und der Musik dazu aus dem Brahms-Requiem im Ohr, gebe ich bekannt, dass LKMD i.R. Gerald Stier am 7. April 2022 gestorben ist.

Gerald Stier, geboren 1940, besuchte von 1946 bis 1956 die Grund- und Oberschule in Rathendorf bzw. Geithain und von 1956 bis 1958 das Seminar für den kirchlichen Dienst in Dahme/Mark mit C-Prüfungsabschluss. Anschließend studierte er bis 1963 Kirchenmusik an der Kirchenmusikschule in Halle (B-Prüfung 1961, A-Prüfung 1963), Er war vom 1.7. bis 30.9.1963 in der Leipziger Taborgemeinde und vom 1.10. bis 31.10.1963 in Ebersbach/Tautenhain tätig. Seine Lebensstellung in der Auferstehungskirche Dresden-Plauen trat er schließlich am 16.11.1963 an.

Ab 1.7.1976 war Stier Kirchenmusikdirektor für den Kirchenbezirk Dresden-West und ab 1.9.1992 er Landeskirchenmusikdirektor (50%) und wurde dabei von seiner Frau Gudrun (50%) unterstützt. Am 1.10.2004 trat er in den Ruhestand.

In der nicht einfachen Nachwendezeit hat er Wesentliches für die Kirchenmusik der Ev.-Luth. Landeskirche Sachsens geleistet. Praktisch alles musste neu geordnet werden. Vieles hat er im Verborgenen für das große Ganze gemacht, wobei er sich zeitlebens als Gemeindekantor verstand.

Der frühe Tod seiner ältesten Tochter Annegret 1996, welche Kantorin in Löbau war, hatte einen großen Schatten in sein Leben geworfen.

Jetzt ist sein eigener Lebenslauf ans Ziel gekommen. Wir gedenken seiner mit Dankbarkeit und wissen ihn auch im Tod in Gottes Hand.

LKMD Markus Leidenberger

 

Die Trauerfeier fand am 13. April 2022 in der Auferstehungskirche Dresden-Plauen statt und die Beerdigung anschließend auf dem Loschwitzer Friedhof. Eine ausführliche Würdigung Gerald Stiers ist hier auf der Website der EVLKS nachzulesen.

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